Sunday, August 27, 2006

Teil II

Erkenntnisse


Nr. 1
Die Linde im Hof ist eine Kastanie! Der auch für mich, erkennbare Beweis, kugelte mir heute morgen, ( Oh Gott, war das wieder früh!), vor die Füße.

Nr. 2
Fliegen und Mücken mögen es auch nicht kalt. Seit die Heizung angeschaltet ist, lauern sie allabendlich um 19:05Uhr vor dem Fenster… Sie wissen schon, ich lüfte dann und stürzen sich, ohne die Klatsche zu fürchten, todesmutig, zum Teil blutlüstern, die Mücken, und sich Nasen haltend, ob der Insekten vertreibenden Mittel, die meiner Duftlampe entströmen, ins Zimmer. Die ersten Kamikaze-Mücken gehen im Sturzflug auf mich los, um mich so abzulenken und den Weg für nachfolgenden Hundertschaften vorzubereiten.
Danach tun sie erstmal so, als seien sie gar nicht da. Verstecken sich hinter Buchrücken, dem Fernseher, usw. Erst wenn ich dann todmüde, waidwund von den neuen Verletzungen dees Tages, im Bett liege und kurz vorm Hinübergleiten ins Nimmer-nimmer-Land bin, summen sie in einer unerträglichen Oktave um meinen armen Kopf. ( Der einzige teil meines Körpers der hervorlugt. ) Sie wechseln sich ab. Wenn die eine müde ( oder tot) ist, übernimmt die nächste die Störaktion. Ab 24:00 Uhr, bin ich dann apathisch und lasse geschehen was unweigerlich geschehen wird. Morgens sehe ich dann aus wie ein Streusselkuchen. Meine immer kräftiger werdenden Unterarmbeuger aussehend, als hab ich eine ansteckende Krankheit.

Nr. 3
Auch Provinzler sind lernfähig.
S., mein gut aussehender junger Nachbar, hat mir das „Du“ angeboten. Er frugte, ob wir uns nicht mal zusammen setzen wöllten! Vorher; ob ich nicht mal die Heizung einschalten kann, natürlich nur wegen der Klarinette, die sonst reißen könnte, höhö

Nr. 4
Obstgeschenke verpflichten!
Von über all her, Patienten, Vermieter, Freunde, bekomme ich Obst. Pflaumen, Äpfel, Birnen, sogar Weintrauben kullern mir ins Haus. Nun mag ich eigentlich erstens, keine Birnen, zweitens, esse ich Jahr höchstens 2 Äpfel. Überhaupt pflege ich eine etwas Obst arme Diät. Da liegt es dann sehr malerisch ( zumindest die ersten Wochen), in meiner großen Holzschüssel. Dann jedoch ergreift diese Baumfrüchte unweigerlich der Verwesungswunsch. Zu den schon beschriebenen Insekten gesellen sich dann auch noch Fruchtfliegen. Spätestens dann wird mir klar, dass ich etwas unternehmen muss. Nun, ich bin ja nicht undankbar. Finde es ja schön Obst geschenkt zu bekommen. Will ja nicht die Geschenke der Natur achtlos auf dem Kompost verenden lassen. Da ich Kompott verabscheue, bleibt mir nur das Verbacken. Was ich auch nicht übermäßig gerne tue. Ist der Kuchen erstmal im Ofen, duftet es gar herrlich, doch dann stellt sich erneut die Frage: “Was mache ich mit einem ganzen Blech voller Obst-Kuchen?“
Ganz klar! Seit 2 Wochen beschenke ich nun meinerseits, Freunde, Kollegen, Nachbarn, Vermieter, mit Kuchen. Was die dann damit machen, will ich gar nicht wissen. Stracks bekam ich von Frau F. wiederrum Birnen geschenkt! Soviel zum natürlichen Kreislauf.

Das Pferd hat Urlaub. Es treibt sich wohl irgendwo mit seiner jugendlichen Besitzerin ‚rum.


Nr. 5
Wenn man etwas davon haben will, auf dem Lande zu wohnen, muss man in diesem Jahr die Zeitplanung nach dem Wetter richten. Doch dies ist bei ganzjährigem April-Wetter manchmal schwierig. Heute morgen zum Beispiel, war es bewölkt und windig. Nun gut, dachte ich, dann wird jetzt eine Tür gestrichen, Fahrrad fahren ist nicht. Kaum hatte ich alle Vorbereitungen getroffen, strahlte die Sonne vom Himmel wie blöd. „Na ja“, dachte ich, „Sieht so aus, als würde es sich halten, streich man erst mal!“ Jetzt bin ich fertig. Es ist 16:00 Uhr. Dicke Regenwolken reichen von Horizont zu Horizont.

Nr. 6
Nicht alle Wege/Züge führen nach Bremen, manche auch nach Wremen!
Im strömenden Regen, I. und ich am Bremerhaven-Leher Bahnhof. In tiefen Gesprächen über die gerade erfolgte Supervisionssitzung versunken, eine Durchsage: „….Zug nach Cuxhaven über Wremen… usw. fährt…“
„Komisch“, denke ich halbhirnich, „Wieso fährt der erst nach Bremen, wenn er eigentlich in die andere Richtung will ? Gedanke wird als irrelevant verworfen und leider, nicht weiter verfolgt. Wir steigen also ein, immer noch vertieft versunken, zeigen dem netten Schaffner unsere Fahrkarten. Wundern uns schon ob seines Stutzens.
Tja, nächster Zug in die andere Richtung fährt erst in über einer Stunde. Nächster Halt, Wremen. Es gießt, kein Unterstand. Die Landjungs freuen sich ob unseres Schicksals und grinsen blöde verwegen vor sich hin. Der liebe Schaffner bietet uns eine Mitfahrgelegenheit in seinem Zug zum nächsten Bahnhof an, der immerhin eine Wartehalle hat.
So haben wir den einzigen D-Zug nach Bremen verpasst und statt einer halben Stunde Fahrtzeit 2,5 gehabt! (Fast wären wir auf der Rückfahrt in Bremen-Burg ausgestiegen, aus ähnlichen Vertiefungen heraus.)
Da ich mich bereits um 10:30 Uhr mit I. zur Vorbereitung getroffen habe und um 20:00 zu Hause war, komme ich auf einen Stundenlohn von DM 15,78, ohne Steuer und Kontrollsupervision mit ein zurechnen. Immerhin haben wir äußerst gründlich nachbereiten können.
So, jetzt muss ich schnell ‚raus,…die Sonne schein gerade mal wieder!
Grüße von all meinen Haustieren! ( Mäuse, Mücken, Motten, Käfer, Fliegen) Sie freuen sich schon auf dich!

geschrieben, September 1993
Fischerhude/Quelkhorn

1 comment:

Renate said...

Einen besonders lieben Gruß an Peter an dieser Stelle. Er wird es nie lesen, da er ein Ignorant ist. Doch seine Äpfel und Zwetschen waren köstlich!