Monday, March 04, 2013

Komisch - Hunde haben keine Lobby..........

........dabei haben sie doch Besitzer und diese sind Steuerzahler unter anderem auch für ihre Hunde!
In dieser Hunde feindlichen Zeit, insbesondere der Brut- und Setzzeit, wage ich es dafür einzutreten, dass Hunde (irgendwo) frei laufen können.
Alle Gegenargumente kenne ich schon und kann sie gegebenenfalls entkräften.
Doch hier mal zu den Gründen, die es absolut notwendig machen, dass Hunde auch mal frei laufen können.
"Durch das Anleinen wird die Reizvielfalt stark eingeschränkt. Zum anderen ist es ein wichtiger Bestandteil im Leben von Hunden, soziale Kontakte mit Artgenossen zu knüpfen. Hunde müssen in jüngster Jugend diesen Sozialkontakt erlernen und Erfahrungen mit anderen Hunden sammeln. Ein schwerwiegend gestörtes Verhalten wird deutlich bei Hunden die keine umfangreichen Erfahrungen mit Artgenossen haben oder durch den Tierhalter von Artgenossen abgeschirmt werden. Dies führt zu einem gestörten Verhältnis zwischen Hunden und Menschen!" ( Zitat aus Tierklinik.de)

Als Hundebesitzerin auf dem Lande stelle ich immer wieder fest: In einer Großstadt wäre ich besser dran, was das Freilaufen angeht. Überall gibt es Hunde-Freilauf-Flächen, nur bei uns auf dem Dorf wird verlangt, dass der Hund überall angeleint wird.
Natürlich muss der Hund in der Brut- und Setzzeit in entsprechenden Gebieten angeleint werden. Doch mitten im Ort? Warum?
Weil es Menschen gibt, die Angst vor Hunden haben.
A-Ha! Ich habe Angst vor Spinnen. Kann ich die Gemeinde verpflichten, meinen Lebensraum vor Spinnen zu sichern? Albern, nicht wahr?
Eben... Auch ich bin schon einmal von einem Hund gebissen worden. In der Stadt übrigens. Doch deshalb verlangte ich auch nicht in meiner Hundehasser-Zeit, ( Berlin), dass alle Hunde dauernd angeleint sein müssen.
Seltsamerweise gilt hier wohl nicht der Grundsatz dass Tiere artgerecht gehalten werden müssen.

"Ein gut erzogener Hund hingegen kann auch ohne Leine geführt werden, sofern er sicher bei Fuß geht und sich genau an die Anweisungen seines Herrchens oder Frauchens hält. Einige Hunde vergessen jedoch ihre Erziehung, wenn eine läufige Hündin oder ein Kaninchen vorbei saust. Dann ist vor allem in unsicherem Terrain eine Leinenführung angebracht. Diese Einschätzung muss vom Tierhalter nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt werden. Es sollten nicht nur strenge Regeln etabliert, sondern diese auch immer wieder mit dem Hund trainiert werden." (Tierklinik.de)

Mein Hund ist gut erzogen. Das war insgesamt teuer genug und bleibt es auch weiterhi
n, da wir immer noch üben an der Leine an anderen Hunden ruhig vorbeizugehen ohne zu bellen. Ich schaffe das schon, nur mein Hund noch nicht ganz. ( Senta ist 12)

Es vergeht selten ein Tag an dem ich nicht von irgendwelchen Menschen unfreundlich ( um es diplomatisch auszudrücken), angesprochen werde.

Tuesday, October 03, 2006

Abschied von Fischerhude

Das besondere an Fischerhude ist für mich nicht, dass es ein Künstlerdorf ist, welches alljährlich viele Bildungsbürger anzieht. Das besondere ist auch nicht, dass hier jedes dritte Haus einen Therapeuten, Lehrer oder heimlichen Künstler beherbergt. Für mich ist das besondere an Fischerhude, dass man dort fast 15 Jahre wohnen kann, ohne dass man von Menschen gegrüßt wird, die man täglich sieht. Die Muffligkeit der Gasthausbesitzer insbesondere ist wirklich einmalig!
Als ich zuerst hier her zog, fiel es mir kaum auf, da ich die schnodderige Berliner Art über 18 Jahre gewohnt war und man sich in Großstädten ja ohnehin nicht grüßt.
Doch nachdem ich 13 Jahre hier wohnte und die Bäckereiverkäuferin immer noch nicht meinen Namen wußte, fiel mir schon auf, dass dieser Ort in der Beziehung etwas wirklich besonderes ist.
6 Jahre lang sang ich im kleinen Fischerhuder Chor. Dieser Chor setzte sich hauptsächlich aus Lehreren und anderen Menschen zusammen, die kulturell etwas auf sich hielten. Außerdem setzte sich der Chor aus vielen Dazugezogenen wie ich eine bin, zusammen. Meine Freundin M., die einzige hier im Ort( sie ist ein besonderer Mensch und paßt hier eigentlich nicht wirklich her, in ihrer Offenheit Fremden gegenüber), sagte, als ich mich nach drei Jahren verwundert fragte, ob sich vielleicht irgendwann eine private Einladung über den Chor ergeben würde, dass käme noch, ich müsse den Leuten Zeit geben. Es hat sich nie eine Einladung ergeben. Hier könnten vielleicht einige Menschen meinen, nun ja, es mag ja auch an ihr gelegen haben. Richtig, könnte auch an mir gelegen haben. Interessant ist nur, dass ich in Berlin einen sehr großen Bekanntenkreis hatte und eigentlich auch immer gerne eingeladen wurde. Immerhin grüssen mich die meisten noch. Das ist dann aber auch wirklich alles.
Eine weitere besondere typische Eigenheit der Fischerhuder ist, trifft man sich beim Einkaufen im Dorf, schnackt ein wenig über dies und das und es kommt ein weiterer Mensch hinzu, bricht das Gespräch mit dem ersten sofort ab und man wendet sich körperlich auch der anderen Person hinzu, mitten im Satz. Das habe ich nicht nur ein Mal, sondern häufig und mit jeweils wechselnden Gesprächspartnern erlebt. Vor allem von solchen Menschen, die sich auf Nachfrage sicherlich selbst als höflich bezeichnen würden. Ist eben eine Fischerhuder Eigenart! Wie gesagt, ich rede hier hauptsächlich von dazugezogenen Akademikern.
Die netteste Eingeborene ist mit Sicherheit meine ehemalige Vermieterin. Sie ist freundlich,herzlich, verbindlich, zugewandt und hilfsbereit. Eine reizende über 70jährige alte Dame. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieser Ort sie hervorgebracht hat.

Monday, October 02, 2006

Sunday, August 27, 2006

Teil V

Wegen allgemeiner Gefühlsduselei fällt die Dezember- Ausgabe aus!

Das Schöne am neuen Jahr, ist das alles erstmal so weiter geht wie im alten. Es regnet immer noch, die Enten schwimmen immer noch auf der Wiese. Ich habe immer noch existenzielle Nöte, die immer noch versprechen im nächsten Monat besser zu werden.
Das Schöne ist die Hoffnung daran, dass es doch mal aufhören m ü ß t e zu regnen. Die Enten wieder in den Fluss zurückkehren, in dem sie gehören und im letzteren Fall, die Hoffnung aufhört nur eine Hoffnung zu sein und sich ganz materialistisch in Form eines nicht überzogenen Kontos zeigt.
Ein Fluß der über die Ufer tritt, ist keiner mehr. Es ist eine stehende Wasserfläche, die nur rein optisch ihre Reize hat. Für mich auch ein Sinnbild dessen, dass das von dem glaubt es sei fester Boden sich sehr schnell in einen matschigen See verwandeln kann. Daraus lern ich. Was lerne ich daraus? Das Gummi-Stiefel unentbehrlich sind, wenn man nicht dauernd nasse Füße haben will, mit den daraus resultierenden Unannehmlichkeiten. Die Nähe zu den Naturgewalten ist nur dann spannend, wenn man gerade nicht für seinen Lebensunterhalt sorgen muss. Mit nasskalten Füßen den schlammigen Untergrund zu erkunden, kann eine sehr erhebende oder besser, erdende, Erfahrung sein. Auf körperlicher Ebene, die Zähigkeit des Vorankommens verdeutlichen. Die nasse Erde hält einen fest, beharrt darauf die Aufmerksamkeit noch mal auf den letzten Schritt zu lenken und verhindert auf jeden Fall das zu weite Vorrausschauen. Damit ist ein Übersehen dessen was direkt vor einem liegt verunmöglicht.
Ja,ja, ich weiß. Etwas metaphysisch. Doch Kolleginnen zwangen mich gerade, mich mal wieder mit der Astrologie zu beschäftigen und das ist das was dabei herauskommt…, matschige Ansichten. Sehr neptunisch/saturnisch das Ganze. Doch bevor ich mich selbst gänzlich auflösend verbreitere, möchte ich mich für das bekundete freundliche Interesse an meinen Rundbriefen bedanken!
Es liest sie wer sie lesen mag, wer nicht soll sich was anderes mit auf’s Klo nehmen.
Mit dem alten Jahr sind auch die Gänse gegangen. In die Bratröhre sind sie gewandert, zur Freude hungriger Menschen. Wie wohl der bösartige Gänserich geschmeckt haben mag? Nach Ansicht mancher so genannter Naturvölker gehen ja die Eigenschaften des Erlegten und dann verspeisten Tieres auf den Verspeiser über. Demnach müssten F.s Tafelgäste nach Genuss des Mahles alle gezischt haben und ein unwiderstehliches Verlangen verspürt haben, jemanden in die Waden zu zwicken. Manche familiäre Weihnachtstreitigkeit mag sich daraus erklären lassen.
Ich jedenfalls, habe keine Gans zu Weihnachten gegessen, sondern panierten Karpfen, eine Böhmische Spezialität, die mir in Prag serviert wurde. Daher vielleicht mein träge, offenmündiges Staunen über die wässrige Welt.
Ach, von wegen offenmündig. Seit drei Wochen nun bin ich Mitsängerin im „Kleinen Chor Fischerhude“.
Das erste Mal werde ich nicht vergessen… um mich herum, im kleinen Gemeindesaal, lauter graumelierte Häupter. Von den vorhandenen ca. 25, ich eine der 6, deren Haar noch Farbpigmenten besaß. Wahldorf-Lehrer säumten ihren Weg…
Ein Greogorianisches-Geschleife singen müssend, ohne Noten lesen zu können, ohne zu wissen ob Sopran oder Alt, ohne eine gelinde Ahnung des Russischen, mit diesen mir völlig Fremden Stimmerprobten, war schon eine große Herausforderung!
Ich stand auf der Grenze zwischen Alt und Sopran und dachte mir, das wäre gut so, da ich mich im Verlaufe des Singens schneller entscheiden könnte, welche Stimmlage ich wohl eher treffe. Was dabei heraus kam war, dass ich den Sopran-Teil mit der Alt-Stimme sang, was mir irritierte Blicke von rechts, links und vorne eintrug.
Tja, an der Grenze zu stehen ist nicht immer einfach. Zum Schluss kroch ich meiner Alt-Nachbarin förmlich in den Mund, um einigermaßen ermitteln zu können wo ich wohl längs singen müsste. Auf jeden Fall haben sie mich nicht gleich ‚rausgeschmissen. Abgesehen davon, das dies für ihre Toleranz spricht, habe ich wohl wenigstens nicht allzu laut falsch gesungen.
Doch es ist schön, die eigene Stimme zu den anderen hinzuzufügen. Den eigenen, stimmlichen, Ort zu finden, in Oktaven, von den anderen abzusetzen, jedoch nicht, um etwas völlig anderes zu singen, sondern das selbe Lied quasi durch andere Aspekte zu vervollständigen.

Februar und März 1994

Seit wenigen Wochen, trotz endlich eingekehrtem Winterwetter, verkündet die Tierwelt den Frühling. Die Kohl-Meisen verschmähen nach und nach die leckeren Meisenknödel vor meinem Fenster. Bedanken sich jedoch für die bisherige Fütterung mit liedvollen Einlagen .
Unlängst, als ich mich zwischen Winterschlaf und Frühjahrsmüdigkeit im Bett wälzte, beobachtete ich eine Meise, die auf einem nicht vorhandenen Vorsprung neben dem Schlafzimmerfenster kauerte. Jeder Kletterer wäre vor Neid ob ihrer Leistung verblasst! Sie blickte mir direkt ins Bett und überlegte ganz offensichtlich, wie es wohl wäre, dort ihr Nest einzurichten. Abgesehen vom nicht vorhandenen Vorsprung wäre es überhaupt der Platz für ein Nest. Es ist die absolut Wind- und Wetter geschützteste Ecke am ganzen Haus. Doch sie entschied sich dagegen, vielleicht aus moralischen Gründen, da ja auch ihr Nachwuchs mir allzeit ins Bett blicken könnte.
Unsere Katze nun hin wieder rum hat es nicht so mit der Moral. The queen is calling, nennen die Engländer das, was unsere Katze für circa zwei Wochen befiel und treffender kann man es nicht bezeichnen. Sie sang ein sehr zu Herzen gehendes Lied, dass eigentlich jeden Kater im Umkreis von 10 km hätte anlocken müssen. Doch zu ihrem Leidwesen war es bitter kalt und die potentiellen Liebhaber kockten wohl lieber hinter warmen Öften als ihrem Ruf zu folgen. Sie hatte jedoch einen Galan der ihr trotz widriger Witterung überall hin folgte und so manches Duett mit ihr sang.
Eines Morgens, ich putzte mir gerade die Zähne, dabei laufe ich gerne in der Wohnung herum, entdeckte ich auf der schneebedeckten Treppe vor dem Haus „queen!“ mit zwei Herren ihrer Gattung. Es war ein wirklich spannendes Schauspiel. Auf der oberen Treppe hockte der weiße Kater mit grauem Schwanz und starrte seine Angebetete aus liebestollen Augen an. Unten saß ein ansehnlicher schwarzer Kater mit weißem Latz, der sehr gentlemen like aufrecht saß, als warte er auf eine klare Einladung. In der Mitte, sie, gefleckt, schon etwas ermüdet, die Nacht war lang gewesen. Sie konnte sich nicht entscheiden, wem sie ihre Gunst schenken sollte.
Zwischen den drei Katzen herrschte eine Spannung, die ich hinter meinem Fenster 30m weiter hockend, förmlich fühlen konnte. Dallas ist nichts dagegen. Sie drehte erst dem weißen Kater dezent ihre Rückseite zu, um dann als er vorsichtig schnuppernd ihren Duft einsog, sich plötzlich ihm ab- und dem anderen Kater zu zuwenden. Doch der gentlemen spürte ihre Ambivalenz und blieb weiterhin ruhig hocken. Als sei er seiner Sache viel zu gewiss, um seine Chance durch eventuelles voreiliges Handeln zu verderben. Das Schauspiel wurde durch queen beendet. Sie verließ eilig die Bühne, um einen verschwiegeneren Ort für ihre Liebesspiele zu suchen und ich konnte endlich meinen Mund ausspülen gehen.


An einem anderen Morgen, der um einiges wärmer war, hörte ich wie die Entenpaare sich darüber stritten, wer in diesem Jahr im Entenhaus wohnen dürfe. ( Die gibt es nur in Fischerhude. Warum wird ein anderes Mal erzählt) Es ging hoch her und man konnte dem wütendem Geshnatter durchaus entnehmen, dass es wohl keine gütliche Einigung geben würde.
Ihr denkt bestimmt, dass es sehr ruhig hier ist im Winter. Doch das ist ein Irrtum.
Januar und Februar sind die Monate in denen die alte Sitte der „Kohlfahrten“ begangen wird. Die Entstehung dieser Sitte liegt scheinbar so weit in grauer Vorzeit, dass kein Einheimischer mir bisher ihre Entstehung und ihren Sinn erklären konnte. Jedenfalls ziehen zu dieser Jahreszeit, Gruppen zwischen 10 und 20 Personen, mit einem Bollerwagen, der mit Grünkohl und vor allem Korn beladen ist, durch die Landschaft. Alle paar Meter wird stehen geblieben, manche Stimmgewaltigen schlagen dann ein gegröltes Lied an und besänftigen dann die aufgerauhten Stimmbänder mit einem hochprozentigem Getränk, um nach kurzem Aufenthalt, vor meinem Fenster zum Beispiel, weiter zu ziehen. Denn Fischerhude ist auf für „Kohlfahrten“ ein beliebter Ausflugsort. Am Ender einer jeden Fahrt steht die Einkehr in eine Gaststätte, in der dann Unmengen von Grünkohl mit Pinkel, dem Bremischen Nationalgericht, verzehrt und noch mehr Korn gekippt wird.
Wahrscheinlich hat der Ursprung dieses Brauches etwas damit zu tun der Natur zu beweisen, dass das Leben in Form von Kohl und Korn auch im Winter weitergeht. Ähnlich wie die Rheinländer zur Faschingszeit den winterlichen Geist austreiben, mögen die Umzu-Bremer somit ihrer Freude über das Durchleben- können der Wintermonate kund tun. Bei so einer schweren und fetten Mahlzeit und soviel durch Alkohol erzeugte Wärme, hat man der kalten Jahreszeit wahrlich einiges entgegenzuhalten. Vor allem dicke Bäuche!

März 1994
Fischerhude/Quelkhorn

Teil IV


Tja, da iss er nun der November. Graut so vor sich hin, vernebelt alles. Ist ein richtiger alter Miesepeter! Die im Oktober noch Bilderbuch-Äpfel, ihr erinnert euch, die trotzig gehaltenen, sehen jetzt schon eher altjüngferlich aus.., zwar noch rot, doch schon leicht verschrumpelt. Nein, keine Angst meine Damen! Ich werde jetzt nicht wieder über „unser“ Alter resümieren!
Nur im Wald noch, gibt es kräftige Farbkontraste. Die Ahörner oder wie sie heißen, auf jeden Fall mit die letzten die ihr Laub schmeißen, machen ihre Blätter wunderbar rostgelb und diese Farbe setzt sich dann wunderschön zum leuchtend aber sattem Grün der noch lebenden Bodenpflänzchen ab. Meine lieben Städter, Erwin, Beate und Irmgard ausgenommen, wisst ihr eigentlich wie viel Grün Anfang November noch lebt? Ich hätte es nie für möglich gehalten.

Nun gut, trotz aller Schwärmerei, muss ich doch zugeben, dass es bei seichtem Nieselregen und kaum vorhandenem Tageslicht, auch mich nicht all zulange draußen hält. Die Jahreszeit der inneren Einkehr hat sich eingefunden und stimmungsmäßig lieg ich voll im Trend. Ausgerechnet diese Jahreszeit habe ich mir ausgesucht um das Rauchen aufzugeben. Das heißt, in Ermangelung der natürlichen Bewegung draußen, bin ich erst recht angehalten meinen Körper in alle mögliche Richtung zu biegen, sprich Yoga-Übungen zu machen, damit mir klar wird, dass Rauchen dem Körper weh tut. Es tut nichts weh, wenn man nur faul in der ecke sitzt. Deshalb raucht es sich dort auch am besten Jedenfalls ahne ich schon, dass ich die gerade verlorenen, wo sind sie nur?, 6 Kilo, bald wieder finden werde. Ein Oralist ist nun mal ein Oralist und das Loch muss gestopft werden, gell? Was ich aber nicht bin, nicht sein kann, nicht sein will, ist eine Dogmatikerin und schon gar nicht mir selbst gegenüber. Ich seh das ganz locker, so ungefähr wie die A.A.s, von einer Minute zur nächsten, von einer Stunde zur nächsten, usw. Und wenn’s gar nicht geht, dann rauch ich eben eine. An Tagen von denen ich weiß, dass mir eine schwere Prüfung bevorsteht, z. B. donnerstags Abends, wenn Christian mich beehrt, erlaube ich mir von vorn herein nach Herzenslust zu rauchen.
Sonst käme ich mir vor als säße ich mit dem November persönlich am Tisch. Da muss man einfach gegen an nebeln! Nein, nein, Genuss bleibt Genuss! Ich will ja nicht weniger rauchen weil ich weniger genießen will sondern weil ich weniger husten will. Dass heißt, die echten Genusszigaretten dürfen bleiben. Es gilt nur die „Echten“ von den Unechten zu unterscheiden. In meinem Fall ist das sehr Arbeitgeber freundlich, da mit zu den Unechten die Pausenfüller gehören. Und damit ich gar nicht erst in Versuchung kommen, mach ich schon mal keine Pause. Außerdem wüsste ich gar nicht was ich sonst in einer Pause machen sollte!

Jetzt, in dieser gruseligen Voradventszeit, lädt man ja auch gerne ein, nicht? Mein Problem ist, ich mag mir private Verabredungen nicht gerne in den Kalender schreiben, weil diese dann etwas unangenehm verpflichtendes bekommen. Außerdem denke ich mir, so viele Verabredungen habe ich ja nun auch wieder nicht, dass ich sie mir unbedingt aufschreiben müsste. Tja, hätte ich ein gutes Gedächtnis, wäre ja auch alles in Ordnung. Hab ich aber nun mal nicht. Das führte dann vor zwei Wochen dazu, dass ich zwei Tage lang auf Kaffeebesuch wartete, weil ich nicht genau wusste, hatten wir Samstag oder Sonntag gesagt? Vorgestern nun hin wiederum, dödelte ich den Freitagnachmittag so vor mich hin, wissend, dass ich noch bis 20:00 Uhr Zeit hätte meine Lasagne für Petra und ihre Mutter vorzubereiten, die Wohnung aufzuräumen, die restlichen drei Türen zu streiche, Wäsche zu waschen, zu saugen, staub zu wischen, den Tisch zu decken, kurzum den Eindruck von tagtäglicher, achtstündiger Hausfrauentätigkeit zu bieten. Es gibt einen comic der eine Hausfrau als Buddha zeigt, jedoch nicht einer dieser in sich ruhenden strahlenden Gesellen, mit feistem Lächeln und dickem Bierbauch. Wenn ich’s mir recht überlege, gab es nur einen Aspekt der an einen Buddha erinnerte. Das waren die drei Paar Arme, die alle verschiedenen Verrichtungen nachgingen.
In dieser inneren und äußeren Verfassung befand ich mich nun eine Stunde bevor die Gäste kommen sollten…Mitten in der Beschamel, jeder der/die mal eine gemacht hat, weiß was das bedeutet, klopft es an der Tür. Ach, denke ich, der Nachbar will mir wieder was von seinen Mäusen erzählen, grad jetzt! Aber nein, es waren Petra und ihre Mutter. Eine ganze Stunde zu früh!
Manchmal find ich’s ja doch erstaunlich wie ich mich so beherrschen kann! Ich hab gelächelt, während die Beschamel leise braun wurde, meine Gäste herzlich willkommen geheißen und nur ganz sanft, „Ihr seid ja schon da!“, geschrieen. Doch von meinem inneren Entsetzen muß sich doch etwas vermittelt haben, da beide sofort anboten, in einer Stunde wieder zu kommen. Gott-lob! Nichts find ich blöder, als im Schweiße meines Angesichts durch die Gegen zu schießen und nebenher auch noch Smalltalk gestalten zu müssen. Letzteres kann ich noch nicht mal besonders gut wenn ich dem meine volle Aufmerksamkeit zuwende, geschweige denn, wenn ich völlig aufgelöst, abgelenkt bin. Doch im Nachhinein gesehen, Petras Mutter jetzt kennend, würde ich sagen, es wäre gar kein Problem gewesen. Reden konnte sie auch ganz gut alleine ohne Begleitung. A mile a minute, sozusagen. Scheinbar fand sie außerdem, ich sei eine gute Zuhörerin. Hätte Petra sie nicht um 22:30 Uhr mit ‚rausgeschleift, hätte sie mich wohl noch in den Schlaf geredet. Aber nett, wirklich nett!

Von Mist- und anderen Geschicken
Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, ich hätte eine bäuerliche Schweinerei auf Lager aber nein, diese Teil hat eher etwas mit Stadt zu tun und zwar mit einer ganz bestimmten. Neulich, mal wieder auf den Weg nach Berlin,.. das Schicksal stellt sich vermehrt gegen mich sobald ich versuche diese Stadt zu ereichen. Genauer gesagt, das Schicksal teilt sich mir durch mein Auto mit. Nun hatte ich schon dafür gesorgt, dass meine armes altes Auto gar nicht erst den weiten Weg machen muss Es sollte mich an diesem Tag nur zur Arbeit und dann zu U., Abfahrt Uphusen/Mahndorf bringen. Auch das war scheinbar schon zuviel verlangt! Zwar fuhr ich schon ‚ne Weile auf Reserve aber was heißt das , bei einem Diesel schon? Die Lampe ging immerhin gelegentlich noch aus, was in der Regel noch ca. 30km bedeutet. Nicht aber an diesem Tag. Als ich mich auf dem Weg zur arbeit befand, bemerkte ich ein gewisses ruckeln kurz vor der Abfahrt Uphusen/Mahndorf. Schon fing ich an zu beten:“ Oh bitte, lass mich noch die Abfahrt schaffen!“ diese Bitte wurde mir erfüllt. Erst in der abschüssigen Abfahrt ging der Motor aus. „Prima!“, dachte ich, „Wenn doch jetzt bloß die Bremse funktionieren würde!“ ( Das tut sie bei abgestelltem Motor nämlich nicht.) Dankeswerter weise kam gerade niemand als ich meine Auto mittels Handbremse am Ende der Ausfahrt zum Stehen brachte. Heine Helferin der Not hielt an und bot mir eine Mitfahrgelegenheit zur nächsten Telefonzelle an. Immerhin fast. „Na gut“, dachte ich, “Erstmal auf der Arbeit anrufen, dann U. , die wohnt schließlich gleich um die Ecke. Kann mich dann ja abschleppen.“
Die Kollegen waren natürlich begeistert, von den Patienten ganz zu schweigen. U. war nicht zu Hause. Danach zur nächsten Tankstelle. Nur gut, dass ich meine langen Unterhosen anhatte. Es waren ca. 10 Grad minus. Dort habe ich versucht die gelben Helfer anzurufen. Nach einer halben Stunde gab ich auch das auf, da ständig besetzt war. Muss noch mehreren so gegangen sein, wie mir an diesem kalten, klaren Novembermorgen.



„Tschja“, dachte ich, „Dann gehe ich erstmal zurück zum Auto. Vielleicht fällt mir ja noch was ein.“ Unterwegs hoffte ich schon irgend jemand hätte es vielleicht gestohlen aber diesen Gedanken verwarf ich schnell. Es müsste ja schon ein Automechaniker sein, der Wunder vollbringen kann. Es war also leider noch da, diese Plage der Menschheit, blinkte mir Schadens froh mit der Warnblinkanlage zu und sah gleichzeitig verwahrlost, hilfsbedürftig und selbstzufrieden aus, wie es so dastand. Nun haben wir trotz allem ein enges Band, das uns verbindet, mein Auto und ich. Nach der letzten Panne, auf dem Weg nach Berlin natürlich, hatte ich ihm schon angedroht. Wenn er das noch mal mit mir macht, kommt er unweigerlich auf den Schrott.
Ich hielt ihm auch in dieser Situation vor den Scheinwerfer was passieren würde, sollte er mich jetzt wirklich im Stich lassen. Diese Androhung, mit eineigen Tropfen Öl unterstrichen brachten ihn dann auch wieder soweit, dass der Motor lief. Wieder ‚rum beten. „ bitte wenigstens bis zur Tankstelle!“ Hätte auch fast geklappt, wäre da nicht noch eine rote Ampel gewesen. Abwechselnd nun fluchend und betend, nach mehreren Versuchen ein letztmaliges Aufglimmen seiner Lebensgeister, genau bis zur Tankstellen Einfahrt. Aus. Die Anrufe wieder von vorne, diesmal hat bei U. immerhin eine verschlafene Stimme abgenommen. Ich bat darum man möge U. bei ihrem Eintreffen sagen, sie soll mich mal an der Jet-Tankstelle besuchen. Gelbe Engel waren immer noch besetzt.
So, jetzt gab es für mich nur noch eines zu tun. Wenn das nichts half, dann hätte ich Zähne knirschend an den Werkstattmeister gewandt. Mit meinem letzten Zehnmarkschein ließ ich noch ein paar Tropfen Diesel ‚reinsickern, mit diesem Gefühl wie der Typ, dem das Benzin unterwegs ausgeht, bei der Aral Werbung. Nette junge Männer kreuzten meinen Weg. Mein Auto ließ sich inzwischen nur noch widerwillig von mir schieben. Es kann aber auch biestig sein!!! Mich wirklich blöde fühlend, steckte ich dann also den Schlüssel ins Schloss, einerseits hoffend, dass es nur das war und andererseits nicht glauben könnend, dass es nur eine solche Kleinigkeit sein könnte, wie, kein Sprit mehr. Aber…, genau das war’s!
Er sprang an wie ein Porsche und tat so als wäre nie was gewesen. So hat er mich natürlich gründlich blamiert. Der Tankstellenwart, sah ich in meinem Rückspiegel, schickte mir einen Blick hinterher der deutlich besage: „Typisch Frau!“

geschrieben
November 1993
Fischerhude/Quelkhorn

Teil III

Vor meinen müden blickenden Augen entblättert sich der Apfelbaum vorm Fenster. Dieser aufregende Striptease der Natur wird vom gierigen Nort-Oster unterstützt. Er zehrt und zottelt und will es einfach nicht abwarten, bis der Baum sein diesjähriges Kleid von allein ablegt. Neckisch lässt der Baum zwei einsame Äpfel weiter baumeln, ohne sie je fallen zu lassen, dem Wind zum Trotze. Sie sind leuchtend rot und sehen aus, wie das Urbild eines Apfels überhaupt. Was der Baum sich wohl dabei denkt, zwei seiner Kinder einfach nicht entlassen zu wollen? Oder sind es gar die Äpfel selber die einfach nicht loslassen können, noch nicht sterben wollen, möglicherweise Höhenangst haben, sie hängen weit oben, und sich lieber nicht der Erde anvertruen möchten? Jedenfalls machen mich ihre unablässigen Pendelbewegungen noch müder. Ich muss woanders hinschauen.
Ach ja, das Pferd Es ist eine „sie“ und wird des weiteren auch mit diesem Geschlechtstitel beschrieben! Sie hat eine Freundin gefunden. So eine Zottelige mit einer blonden Mähne. Sie stehen häufig zusammen und knabbern sich gegenseitig am Hals. Manchmal tratschen sie ganz offensichtlich über die anderen Pferde. Dann stehen sie Kopf an Kopf, flüstern sich gegenseitig etwas ins Ohr, schauen sich um und eine von ihnen schüttelt dann gelegentlich, wie missbilligend den Kop. Was sie sich wohl erzählen?…

Spitze Klarinettentöne wehen mir durch die zugige Tür ins Ohr. S., mein Nachbar, scheint heute einen schlechten Tag zu haben Er nimmt die Tonleiter im Galopp rauf und runter, kiekst gelegentlich und hört sich überhaupt so an als würde er eigentlich lieber etwas anderes machen als Klarinette üben. Zum Beispiel mit dem Kopf gegen die Wand rennen… Mir ist glücklicher Weise nicht so. Ich erinnere mich innerlich schaudernd noch daran, wie Christel Blockflöte im Zimmer nebenan in der Fidicinstraße lernte. Das war viel, viel schlimmer, vor allem höher! Oder Wie Karin R., Bagwhan hab sie selig, wochenlang das Stück „Madness“ auf meinem Plattenspieler leierte. Daneben erscheint mir S.s’ liebloses Klarinetten Geübe wie sanfte Harfenmusik.

Neulich ging ich ‚rüber in der Hoffnung, mir bei ihm einen Suppenwürfel leihen zu können und er erzählte mir angelegentlich von seinem Mäuseproblem, mit der einleitenden Frage; Ob ich sie auch hören würde, die Mäuse? Und tatsächlich, auch ich höre sie. Sie toben nämlich in Liebe oder Krieg, wer kann das schon so genau wissen, wie die Wilden, zwischen unserer Trennwand herum.

Diese Wand grenzt an mein Schlafzimmer. So weiß ich immer was gerade läuft, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich höre ob Stefan Besuch hat, telefoniert oder einfach nur den RTL-Porno sieht und natürlich höre ich auch die Mäuse. Sie husten zwar nicht, aber es hat einmal doch laut und vernehmlich mehrmals gequiekt.

Zurück zu S. Er berichtet des weiteren, er habe neulich eine bei sich im Zimmer gefunden und schickt hinterher, von mir nur halböhrig wahrngenommen, der Geruch mache ihm zu schaffen. Ich gab ihm noch ein paar Mäuseexperten-Tips. Genug Erfahrung hatte ich ja in der letzten Wohnung gesammelt und bemerke im übrigen lakonisch, dass ich beim Renovieren extrem darauf geachtet hätte, jedes nur mögliche Schlupfloch nachhaltig zu stopfen.
Innerlich feixend und nur ein bisschen mitfühlend, habe ich mich dann verabschiedet mit den Worten: „Daran werden wir noch unsere Freude haben!“

Tage später, ich hatte lieben Besuch aus Berlin und war dabei einen meiner ledierten Freunde im Schlafzimmer zu massieren, steigt mir ein wahrlich unangenehmer Geruch in die Nase. „Meine Güte!“, denke ich, „Bin ich das? Oder ist es gar Erwin?“ Intensive Schnüffeleien entlang der Außenwand führten dann zu der Geruchsquelle. Beide meiner sich die Nase haltenden Freunde bestätigten mir, es sei eindeutig ein Verwesungsgeruch! ( Gott-sei-Dank, war es wirklich keiner von uns beiden!) Da ich nicht vermutete, dass jemand heimlich eine Leiche unter meinem Fußboden deponiert hat, lag der Verdacht einer verwesenden Maus sehr nahe.
Seit Tagen nun, lüfte ich ununterbrochen. Meine Duftlampe macht Überstunden aber nichts kommt wirklich gegen diesen penetranten Gerch an. Glücklicherweise war ich vier Tage lang verschnupft und konnte den Geruch nur erahnen. Doch seit meine Nase wieder funktioniert, weiß ich nicht mehr wohin mit ihr.
Christiane empfahl mir einen Anruf bei einem Kammerjäger. Doch was soll der schon ausrichten? Unter die Dielen lasse ich ihn nicht, dann kann ich ja gleich wieder renovieren! Heute nun des Rätsels Lösung: Frau F berichtet, Sohn H. habe Mäusegift gestreut. Nun ward mir alles klar!
Schon meine Berliner Freunde sprachen von der heilenden Atmosphäre meines Schlafzimmers.
( Nein, nein, nicht „Sexual Healing“!) Die vergifteten Mäuse erhofften sich wahrscheinlich Linderung in dieser wohltuenden Atmosphere und haben sich diesen Ort zum Sterben ausgesucht. Doch trotz der mir damit bewiesenen Ehre, wäre ich froh wenn sie woanders stürben. Bei H. zum Beispiel, diesem Grobian!

Mein Wintergarten
Mein Wintergarten ist mir eine helle Freude! Zumindest was den viel gelobten Ausblick angeht. Ansonsten lautet das Thema des Jahres: Die Fenster! Nicht nur habe ich mich beim Renovieren wochenlang beim Farbe abkratzen und streichen verlustiert. Was man natürlich so gar nicht wahrnimmt. Nein, jetzt im Herbst geht’s erst richtig los. Erstens, mussten alle verzogenen Leisten erneuert werden, Gardinen genäht, ( ich hasse nähen!), Gardinenstangen an, die alten Halterungen abgesägt und die Fugen abgedichtet werden. Es bleibt noch, Dichtungen in die Fensterfalzen zu kleben und Folie auf die Rahmen zu bringen. Dazu ein Hinweis meiner Kollegin Irene. „Mach doch einfach Plexiglas direkt auf die Rahmen!“
Guter Tip, denke ich, mach ich. Erstmal gewartet, bis ich wieder genug Geld hatte, mich dann mal wieder vermessen, glücklicherweise!, wie sich herausstellen wird.Hin zum Händler. Der verkauft so was wohl nicht oft. Der Schneidemechanismus war schon ganz rostig. Hätte mich eigentlich stutzig machen müssen. Vier Teile abmessen lassen. Tja, ich bin ne ganz Schlaue!
( Hab die oberen Fenster vergessen!), und ran an die Arbeit!
Pro Rahmen ca. 30 Löcher gebohrt und das Plexiglas direkt auf die Rahmen verschraubt, mit der Bohrmaschine, weil’s schneller geht, (leider auch tiefer rein!) So! ein Fenster fertig! Erstmal zurück treten und meine Arbeit bewundern! Ach du liebe Güte! Durch das Plastikzeugs hab ich eine Sicht, als wäre Schneesturm und Nebel zugleich. Außerdem fühlen sich meine Augen beim ‚rausgucken an, als hätte ich die Brille von jemand anderen, wesentlich kurzsichtigerem auf. Na gut, aber vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Erstmal noch die andere Seite. Wieder 30 Löcher, usw. Zwischendurch versucht die Spannung per Bügeleisen aus dem Plastik zu nehmen. Voller Erfolg! Keine Spannung mehr, zumindest nicht gleichmäßig. Dafür ungleichmäßige Wellen.

Doch danach, auch beim allergrößten Wohlwollen, es ging einfach nicht! Also, alles wieder zurück. Fazit: 60 Löcherin im Rahmen, 35,--Dm in den Sand gesetzt, plus einen Nachmittag. Nun gut, dieser Schaden ist nun wieder behoben. Diese Angaben so genau, übrigens, weil manche Städter mich fragen, was ich denn bloss auf dem Lande in meiner Freizeit mache!

Nun nehme ich doch die doofe aber bewährte Plastikfolie, von der namenhaften Firma „Tesa“. Leider muss ich beim ersten Kauf schon mehrere Jahrzehnte lang lagerndes Material erwischt haben, da die doppelseitige Klebefolie nur widerstrebend klebte. Außerdem ist dies eine Sch… Arbeit, da sie von mir wieder Millimeterarbeit erfordert und wir kreativen Gemüter geben uns nicht gerne mit solchen Details ab. Das hat wie immer Folgen. Die mag ich aber nicht beschreiben. Kann sich ja jeder selber vorstellen.
Mein Freund Claus aber, der ist gar nicht kreativ. Dafür kann er Folie besser auf Rahmen kleben als ich. So sehen zumindest zwei meiner zehn Fenster nicht aus als wären sie vom Verpackungskünstler Christo gestaltet worden.

Quelkhorn, Oktober 1993
Fischerhude/Quelkhorn

Teil II

Erkenntnisse


Nr. 1
Die Linde im Hof ist eine Kastanie! Der auch für mich, erkennbare Beweis, kugelte mir heute morgen, ( Oh Gott, war das wieder früh!), vor die Füße.

Nr. 2
Fliegen und Mücken mögen es auch nicht kalt. Seit die Heizung angeschaltet ist, lauern sie allabendlich um 19:05Uhr vor dem Fenster… Sie wissen schon, ich lüfte dann und stürzen sich, ohne die Klatsche zu fürchten, todesmutig, zum Teil blutlüstern, die Mücken, und sich Nasen haltend, ob der Insekten vertreibenden Mittel, die meiner Duftlampe entströmen, ins Zimmer. Die ersten Kamikaze-Mücken gehen im Sturzflug auf mich los, um mich so abzulenken und den Weg für nachfolgenden Hundertschaften vorzubereiten.
Danach tun sie erstmal so, als seien sie gar nicht da. Verstecken sich hinter Buchrücken, dem Fernseher, usw. Erst wenn ich dann todmüde, waidwund von den neuen Verletzungen dees Tages, im Bett liege und kurz vorm Hinübergleiten ins Nimmer-nimmer-Land bin, summen sie in einer unerträglichen Oktave um meinen armen Kopf. ( Der einzige teil meines Körpers der hervorlugt. ) Sie wechseln sich ab. Wenn die eine müde ( oder tot) ist, übernimmt die nächste die Störaktion. Ab 24:00 Uhr, bin ich dann apathisch und lasse geschehen was unweigerlich geschehen wird. Morgens sehe ich dann aus wie ein Streusselkuchen. Meine immer kräftiger werdenden Unterarmbeuger aussehend, als hab ich eine ansteckende Krankheit.

Nr. 3
Auch Provinzler sind lernfähig.
S., mein gut aussehender junger Nachbar, hat mir das „Du“ angeboten. Er frugte, ob wir uns nicht mal zusammen setzen wöllten! Vorher; ob ich nicht mal die Heizung einschalten kann, natürlich nur wegen der Klarinette, die sonst reißen könnte, höhö

Nr. 4
Obstgeschenke verpflichten!
Von über all her, Patienten, Vermieter, Freunde, bekomme ich Obst. Pflaumen, Äpfel, Birnen, sogar Weintrauben kullern mir ins Haus. Nun mag ich eigentlich erstens, keine Birnen, zweitens, esse ich Jahr höchstens 2 Äpfel. Überhaupt pflege ich eine etwas Obst arme Diät. Da liegt es dann sehr malerisch ( zumindest die ersten Wochen), in meiner großen Holzschüssel. Dann jedoch ergreift diese Baumfrüchte unweigerlich der Verwesungswunsch. Zu den schon beschriebenen Insekten gesellen sich dann auch noch Fruchtfliegen. Spätestens dann wird mir klar, dass ich etwas unternehmen muss. Nun, ich bin ja nicht undankbar. Finde es ja schön Obst geschenkt zu bekommen. Will ja nicht die Geschenke der Natur achtlos auf dem Kompost verenden lassen. Da ich Kompott verabscheue, bleibt mir nur das Verbacken. Was ich auch nicht übermäßig gerne tue. Ist der Kuchen erstmal im Ofen, duftet es gar herrlich, doch dann stellt sich erneut die Frage: “Was mache ich mit einem ganzen Blech voller Obst-Kuchen?“
Ganz klar! Seit 2 Wochen beschenke ich nun meinerseits, Freunde, Kollegen, Nachbarn, Vermieter, mit Kuchen. Was die dann damit machen, will ich gar nicht wissen. Stracks bekam ich von Frau F. wiederrum Birnen geschenkt! Soviel zum natürlichen Kreislauf.

Das Pferd hat Urlaub. Es treibt sich wohl irgendwo mit seiner jugendlichen Besitzerin ‚rum.


Nr. 5
Wenn man etwas davon haben will, auf dem Lande zu wohnen, muss man in diesem Jahr die Zeitplanung nach dem Wetter richten. Doch dies ist bei ganzjährigem April-Wetter manchmal schwierig. Heute morgen zum Beispiel, war es bewölkt und windig. Nun gut, dachte ich, dann wird jetzt eine Tür gestrichen, Fahrrad fahren ist nicht. Kaum hatte ich alle Vorbereitungen getroffen, strahlte die Sonne vom Himmel wie blöd. „Na ja“, dachte ich, „Sieht so aus, als würde es sich halten, streich man erst mal!“ Jetzt bin ich fertig. Es ist 16:00 Uhr. Dicke Regenwolken reichen von Horizont zu Horizont.

Nr. 6
Nicht alle Wege/Züge führen nach Bremen, manche auch nach Wremen!
Im strömenden Regen, I. und ich am Bremerhaven-Leher Bahnhof. In tiefen Gesprächen über die gerade erfolgte Supervisionssitzung versunken, eine Durchsage: „….Zug nach Cuxhaven über Wremen… usw. fährt…“
„Komisch“, denke ich halbhirnich, „Wieso fährt der erst nach Bremen, wenn er eigentlich in die andere Richtung will ? Gedanke wird als irrelevant verworfen und leider, nicht weiter verfolgt. Wir steigen also ein, immer noch vertieft versunken, zeigen dem netten Schaffner unsere Fahrkarten. Wundern uns schon ob seines Stutzens.
Tja, nächster Zug in die andere Richtung fährt erst in über einer Stunde. Nächster Halt, Wremen. Es gießt, kein Unterstand. Die Landjungs freuen sich ob unseres Schicksals und grinsen blöde verwegen vor sich hin. Der liebe Schaffner bietet uns eine Mitfahrgelegenheit in seinem Zug zum nächsten Bahnhof an, der immerhin eine Wartehalle hat.
So haben wir den einzigen D-Zug nach Bremen verpasst und statt einer halben Stunde Fahrtzeit 2,5 gehabt! (Fast wären wir auf der Rückfahrt in Bremen-Burg ausgestiegen, aus ähnlichen Vertiefungen heraus.)
Da ich mich bereits um 10:30 Uhr mit I. zur Vorbereitung getroffen habe und um 20:00 zu Hause war, komme ich auf einen Stundenlohn von DM 15,78, ohne Steuer und Kontrollsupervision mit ein zurechnen. Immerhin haben wir äußerst gründlich nachbereiten können.
So, jetzt muss ich schnell ‚raus,…die Sonne schein gerade mal wieder!
Grüße von all meinen Haustieren! ( Mäuse, Mücken, Motten, Käfer, Fliegen) Sie freuen sich schon auf dich!

geschrieben, September 1993
Fischerhude/Quelkhorn